Tech for Good: Vostel und KARL, der Ökobot diskutieren bei der CeBIT über digitales Engagement

Tech for Good: Vostel und KARL, der Ökobot diskutieren bei der CeBIT über digitales Engagement

Die Chancen der Digitalisierung standen auf der CeBIT in Hannover im Zentrum – und das keineswegs nur fürs Geldverdienen, sondern auch für die Zukunft des sozialen Engagements. Das repräsentierten insbesondere zwei Teilnehmerinnen von „digital.engagiert“, der Förderinitiative von Amazon und Stifterverband: Stephanie Frost von vostel, einer Online-Plattform zur Vermittlung von ehrenamtlichem Engagement, und Kirsten Hillebrand von KARL, der Ökobot, der Nutzern mit Hilfe von Bot-Technologie personalisierte Handlungsempfehlungen und Tipps zum Umweltschutz zur Verfügung stellt.

Auf einer Panel-Diskussion zum Thema „Tech for Good“ tauschten sich die beiden Teilnehmerinnen mit Simon Stegemann von N3XTCODER, das digitale Produkte zur Lösung sozialer Probleme nutzt, und Anika Ochsenfahrt von Rehago – einer Virtual Reality App, die Menschen mit halbseitiger Lähmung Trainings anbietet – über die enormen Chancen digitaler Technologien für Sozialunternehmen aus. Zugleich sprachen sie aber auch über die zwei größten Hürden für soziale Start-ups: finanzielle Förderung und mangelnde Sichtbarkeit. Tatsächlich wandte sich die Moderatorin Katrin Elsemann von Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND) gleich zu Beginn der Veranstaltung spontan ans Publikum und fragte: Wer hat sich schon einmal mit sozialem Unternehmertum in der Digitalwelt auseinandergesetzt? Nur drei Hände schossen nach oben.

 „Die Begeisterung für digitales Engagement wächst – und doch gibt es da noch viel Luft nach oben“, meint Stephanie Frost von vostel und erklärt: „Viele Menschen in Deutschland wissen bislang nicht, dass sich Freiwilligenarbeit und Engagement auch ganz einfach über das Netz organisieren lassen – und sind dann positiv überrascht, wenn sie von unseren Initiativen hören. Manchmal vergessen wir eben, dass nicht alle ‚Digital Natives‘ sind – und wir deshalb noch einiges erklären müssen.“ Ihre Organisation nutzt moderne Technologien, um ehrenamtliches Engagement zu digitalisieren: Auf der Online-Plattform von vostel können Freiwillige mit ein paar Klicks Aufgaben und Projekte finden, für die sie sich engagieren wollen – und sich schnell und unkompliziert mit Organisationen vernetzen. Dabei profitieren die Freiwilligen von automatisierten Funktionen wie zum Beispiel dem digitalen Buchungssystem oder dem „vostel-o-mat“, der Angebote nach ihren Bedürfnissen, Interessen und Fähigkeiten herausfiltert.

Neben der Sichtbarkeit von digitalem Sozialengagement war auch die Frage der Förderung ein wichtiges Thema der rund einstündigen Panel-Diskussion. Denn gerade für soziale Start-ups ist es noch immer sehr schwierig, finanzielle und technische Unterstützung sowie Investoren zu finden – vor allem im Vergleich zu profitorientierten Start-ups. „Dabei geht es nicht nur um Gelder, sondern vor allem um Netzwerke“, erklärt Kirsten Hillebrand: „‚digital.engagiert‘ setzt genau dort an – und hat uns schon jetzt viele Türen geöffnet.“ Ihr Start-up KARL, der Ökobot soll Konsumenten mit Hilfe einer sogenannten Chatbot-Technologie dabei unterstützen, sich umweltfreundlich zu verhalten. Das selbstlernende System soll sich dabei auf Basis von Datenstrukturen den Bedürfnissen des Users anpassen – und beantwortet ihnen ihre drängendsten Fragen zu nachhaltigem Handeln oder schickt personalisierte Tipps und Tricks.

Trotz bestehender Herausforderungen für Sozialunternehmen, sind Stephanie Frost und Kirsten Hillebrand positiv gestimmt. Bei der CeBIT hat sie besonders das ehrliche Interesse und die große Unterstützung innerhalb der Community überrascht. Kirsten Hillebrand fasste diese Erfahrung so zusammen: „Schlussendlich verfolgen wir eben alle dasselbe Ziel – gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und die Hürden für digitales Engagement abzubauen.“

Wir sind „digital.engagiert“: Digitalisierungstage für die Zivilgesellschaft

Wir sind „digital.engagiert“: Digitalisierungstage für die Zivilgesellschaft

Sie gehen mit großen Schritten voran: Zwölf Wochen nach dem Start von „digital.engagiert“ – einer Förderinitiative von Amazon und Stifterverband zur Digitalisierung der Zivilgesellschaft – trafen sich die Vertreter der 15 teilnehmenden Projekte in Berlin zu einem intensiven Training. Die beiden Tage hatten es in sich: Im Kreuzberger Ambiente des Social Impact Labs lieferte Ralf Kleber, Country Manager von Amazon.de, gleich zu Beginn Einblicke in Amazons Maschinenraum – und erzählte, mit welchen Kniffs Amazon versucht, ständig innovativ zu bleiben . Seine Begeisterung für die Projekte war spürbar: „Die Zivilgesellschaft braucht Mutmacher wie Euch!“

Auch Norbert Kunz, CEO der Social Impact gGmbH, betonte – in großer Übereinstimmung mit seinem Vorredner – die wichtigste Komponente eines jeden Projekts oder Geschäftsmodells: die Zielgruppe. Deswegen sollten Unternehmen und Geschäftsmodelle agil bleiben und sich stets daran orientieren, was die Bedürfnisse der Zielgruppe sind und wie sie sich verändern. Darauf aufbauend widmete sich Dr. Joana Breidenbach, Gründerin von betterplace, dem Thema Organisationsentwicklung und präsentierte die holokratische, hierarchiefreie Arbeitskultur als ein Beispiel für einen modernen Weg professioneller Teamarbeit. In der Mittagspause war spürbar, dass sie mit ihrem Vortrag einen Nerv bei den teilnehmenden Projektteams getroffen hatte.

Den Nachmittag eröffnete Carolin Keupp von Amazon Web Services mit Tipps, wie gemeinnützige Organisationen und Sozialunternehmer von einer passenden und clever integrierten IT-Infrastruktur profitieren können. Sie schloss ihren Vortrag mit einem motivierenden Fazit: Selbst ohne ausgeprägte technische Vorkenntnisse kann jeder innerhalb weniger Wochen ein digitales Angebot starten – das wichtigste sei eine inhaltliche Vision.

Den inhaltlichen Abschluss des ersten Trainingstages bildete ein Beitrag von Markus Sauerhammer, Erster Vorstand Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland, der sich mit dem sprichwörtlichen Brot und Butter-Geschäft auseinandersetzte: der Finanzierung von Projekten. Neben einer umfassenden Einführung in die vielfältigen Möglichkeiten des Crowdfundings gab er auch Einblicke in weitere Möglichkeiten der Finanzierung, wie öffentliche Fördermittel und klassische Kredite.

In der Kreuzberger Abendsonne wurden die Eindrücke des Tages bei einem Grillabend diskutiert und vertieft. Hier tauschten die Teilnehmer und Coaches auch Erfahrungen und Tipps zu verschiedenen Phasen in ihren Projekten aus: von der Konkretisierung der eigenen Ideen über die Rekrutierung von Mitstreitern bis hin zu Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit – die Peers vernetzten sich und gaben sich gegenseitig wertvolle Hinweise.

Der zweite Tag ging direkt mit Schwung weiter – dieses Mal in Berlin Mitte und Blick auf das Brandenburger Tor. Zunächst gab Dr. Holger Krimmer, Geschäftsführer ZiviZ im Stifterverband, den Teilnehmern einen Überblick über den deutschen philanthropischen Sektor und die relevanten zivilgesellschaftlichen Akteure in Deutschland. Direkt im Anschluss folgte Arne Kasten, Gründer AKB Fundraising und Dozent bei der Fundraising Akademie, der unterschiedliche Strategien für ein erfolgreiches Fundraising vorschlug.

Den Abschluss des intensiven Trainingstreffens bildeten die Inputs aus den eigenen Reihen: Die Organisation innatura, die Sachspenden an gemeinnützige Organisationen vermittelt, erläuterte die eigenen Methoden zur Wirkungsanalyse. Die vostel volunteering, die ehrenamtliches Engagement vermittelt, präsentierte Möglichkeiten zur Kooperation mit Unternehmen – und wann diese sinnvoll sind. Mit diesen Erkenntnissen schloss das Trainingstreffen. In den kommenden Wochen werden die Projekte mit der Umsetzung ihrer Implementierungsvorhaben fortfahren, bis im Herbst die Abschlussveranstaltung stattfindet. 

„digital.engagiert“ unterstützt die Digitalisierung gemeinnütziger Projekte – damit auch gemeinnützige Organisationen mehr von den Möglichkeiten einer digitalen Zukunft profitieren. 160 Projekte hatten sich 2017 beworben, eine Jury hatte daraus 15 Teilnehmer ausgewählt, die nun finanziell unterstützt und von Experten-Coaches begleitet werden. Dabei steht die individuelle Beratung und Betreuung durch die Coaches im Zentrum der Initiative, so auch an den beiden Trainingstagen.